Am 13. Juni war wieder Ö3-Podcastfestival in Wien. Ich war für die Podcasterei und OH WOW da und habe bei ein paar Talks auch noch mitgekritzelt:

Inside Austria – Zsolt Wilhelm

⏱️ 100 Stunden. So viel Arbeit steckt in einer einzigen Folge von Inside Austria, den Zsolt Wilhelm heute als case study beim Hitradio Ö3 Podcastfestival vorgestellt hat. Da ist die ggf. Wochenlange Recherche der Redaktionen von DER STANDARD und DER SPIEGEL noch nichtmal eingerechnet. WOW.

Ausgangspunkt für Inside Austria waren ab Sommer 2021 einige WTF-Momente österreichischer Innenpolitik, die zur gemeinsamen Podcastserie und schließlich der außergewöhnlichen Medienpartnerschaft über Ländergrenzen hinweg geführt haben.

Was es in Zsolt Wilhelm‘s Augen für ein wöchentliches Storytelling-Format braucht:

1. Thema UND These
2. eine Person im Zentrum, im Zweifel eine Nebenfigur, weil OTs von z.B. Spitzenpolitikern sind viel schwieriger zu kriegen
3. Einen überlegten Zugang an das Material
4. Eine konkrete Outline mit Spannungsbogen, die zu einem detailreichen Skript ausgearbeitet wird
5. Feedbackschleifen und keine Eitelkeiten
6. Einen Tableread: nur laut vorgelesen wird deutlich, ob die Geschichte funktioniert oder nicht
7. Einen reproduzierbaren Workflow in der richtigen Dimension
…und natürlich ein gutes Team.

🐭 Wie gern wäre ich mal Mäuschen bei der Entstehung einer Folge Inside Austria!

WILMA. Historische Stoffe spannend erzählen – Irmi Wutscher & Anna Masoner

WILMA. Historische Stoffe spannend erzählen – Irmi Wutscher & Anna Masoner Sketchnote vom Ö3 Podcastfestival
WILMA. Historische Stoffe spannend erzählen – Irmi Wutscher & Anna Masoner

Wie aus einer beiläufig entdeckten Story, ein bisschen Reporterinnenglück und viiiiel Arbeit eine großartige Podcastserie wie Ö1 WILMA wird, das haben Irmi Wutscher und Anna Masoner heute beim Hitradio Ö3 Podcastfestival erzählt.

Die größte Herausforderung war, das viele historische Material über das geisterhafte Dienstmädchen Wilma – das meiste davon Text – spannend fürs Medium Podcast aufzubereiten. Die drei Macherinnen hatten dafür zwei Strategien:

  1. Szenen produzieren, durch Besuche an relevanten Schauplätzen
  2. selber Protagonistin werden, durch Tonaufnahmen des ganzen Prozesses

Die Umsetzung der Podcastserie war für die Ö1-Wissenschaftsjournalistinnen ein Sprung ins kalte Wasser. Denn sie sind traditionell gut im Erklären, aber eher unerfahren im Unterhalten. Fürs Marketing haben sie sich deshalb auch noch berühmte Sprecher:innen für einzelne Zitate geholt, zum Beispiel Manuel Rubey und Verena Altenberger.

Ich habe WILMA kurz nach Erscheinen gebinged und empfehle Fans von etwas schrägen, mysteriösen, historischen Geschichten die Serie unbedingt nachzuhören, im Podcatcher der Wahl.

Konstantin Seidenstücker vom Studio Bummens im Talk mit Eva Hettegger & Sharon Talissa

Konstantin Seidenstücker vom Studio Bummens im Talk mit Eva Hettegger & Sharon Talissa
Konstantin Seidenstücker vom Studio Bummens im Talk mit Eva Hettegger & Sharon Talissa

🌊 Kaum eine Produktionsfirma hat die Welle an Promiformaten im deutschsprachigen Podcasting so gut erwischt wie Konstantin Seidenstücker von Studio Bummens. Er hat heute auf dem Hitradio Ö3 Podcastfestival im Gespräch mit Eva Hettegger und Sharon Talissa über seine Firma gesprochen, die quasi 50/50 kreative Arbeit und klassisches Talent-Management verbindet.

„Jeder Podcast kann eine Brand werden“ und kein Medium eignet sich seiner Meinung so sehr, Fans in eine community zu verwandeln. Podcasting geht dann weit übers Audio hinaus: z.B. Richtung Merch und Pizza und Liveshows, die Konstantin Seidenstücker zur Monetarisierung empfiehlt.

Trotz aller Berühmtheiten in seinem Portfolio wünscht er sich wieder mehr Storytellingformate, mehr Experimente – und dass die Branche sich wieder ein Stückchen wegbewegt von den großen Plattformen und ihren Vorgaben (💯% agree!).

Wild wild web – Janne Knödler

Wild wild web – Janne Knödler Sketchnotes vom Ö3 Podcastfestival
Wild wild web – Janne Knödler

Vom seriell abgeschlossenen Podcast zu einer Geschichte pro Folge: Janne Knödler hat beim Hitradio Ö3 Podcastfestival die Transformation von „Wild Wild Web“ (Bayerischer Rundfunk) nachgezeichnet.

Staffel eins erzählt die Geschichte von Kim Dotcom, und in Staffel zwei gehts um Pornhub (das, wie Janne erzählt, im BR-Netzwerk gesperrt ist, sodass die Online-Recherche „außer Haus“ stattfinden musste). Danach brauchten die Macher:innen mal Abwechslung und mehr Leichtigkeit – und entwickelten das Format anhand von fünf Leitfragen neu. Der Untertitel „Geschichten aus dem Internet“ und damit der Leitgedanke blieb gleich.

  1. Welche Ressourcen haben wir?
  2. Welche Geschichten wollen wir erzählen?
  3. Welche Haltung haben wir in dem, was wir erzählen?
  4. Wie hört sich der Podcast an?
  5. Wie haben wir Spaß dabei?

Über Frage 5 hinaus in Jannes Augen am wichtigsten: Persönliche Begeisterung, fürs Medium, fürs Thema, fürs Team.

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