„Do Artifacts have political economy“ fragte Kean Birch bei seinem STS-Talk an der Uni Wien

Kean Birch‘s Buch „Assetization. Turning Things into Assets in Technoscientific Capitalism“ steht seit meiner MA-Arbeit über Podcast-Plattformisierung in meinem Bücherregal* und deshalb war mir klar, dass ich unbedingt zu seinem Vortrag am STS-Department der Uni Wien gehen musste.

Angelehnt an Langdon Winners berühmten Text von 1980 fragte er: Do Artifacts have Political economy?

Die Frage war natürlich rhetorisch, und er lieferte zwei Beispiele. Robert Moses Triboro Bridge (also nicht die aus dem Winner-Text) bettete die politische Ökonomie gleich von vornherein ein, indem die Maut, die lediglich die Baukosten refinanzieren sollte, einfach nie abgeschafft wurde. Stattdessen wurden Verträge zwischen New Yorks Stadtregierung und der Brücken-Betreibergesellschaft einfach so verändert, das letztere weiterhin Mieten generieren konnten, die Triboro Bridge war zum asset geworden.

Wenn sie nicht direkt eingebettet sind, können Artefakte kompatibel mit politischer Ökonomie sein. In einer „starken“ Version wird eine bestimmte politische Ökonomie mit einer bestimmten Technologie übernommen, das ist z.B. bei ad-tech der Fall. In einer „schwachen“ Version wird der soziale Kontext an eine gewisse politische Ökonomie und Technologie angepasst. Das passiert laut Birch etwa bei generativer KI, deren Entwicklung erst durch eine enorme Konzentration an Rechenleistung möglich wurde.

Besonders interessant fand ich das Konzept der „reflexive performativity“, wonach die Wirtschaft durch bestimmte Handlungen aktiv performt und dadurch beeinflusst wird. Eine große Rolle spielen dabei Versprechen zukünftiger Einnahmen, der Markt wird „mystisch“.

Ich hoffe, ich habe das alles jetzt ohne gröbere Fehler wiedergegeben (Sketchnotes kommen bei so komplexen Vorträgen an ihre Grenzen), ich werde die tatsächliche Argumentation hoffentlich bald in einem paper zum Thema nachlesen können.

*ja, wirklich! Ich hatte zwischenzeitlich keine Lust mehr auf Bildschirmen zu lesen und mir deshalb ein paar Titel als Softcover gekauft…

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