Gestern war ich für ein paar Stunden auf dem „Lead Today Shape Tomorrow“-Event der Female Founders im WeXelerate, das sich selbst als „Österreichs größtes Flagshipevent zum Weltfrauentag“ beschreibt. Schon im Vorhinein schien mir das Programm sehr vage, aber ich beschloss, trotzdem Mal vorbeizuschauen.
Meine Befürchtungen wurden leider übertroffen – so viel unreflektierter (alles andere als intersektionaler) business-bla-lean-in-Pseudo-Feminismus auf einmal ist mir schon lange nicht mehr begegnet. Die Panels/Talks, bei denen ich (zugegeben, nur in Teilen) zuhörte, strotzen vor leerem Motivationsvokabular à la „Frauen schaffen alles, wenn sie nur wollen“ (mal von struktureller Ungerechtigkeit gehört?), die vorgestellten Produkte waren von hippen Besserverdienerinnen für hippe Besserverdienerinnen und ein Großteil war auf Style und Instagrammability getrimmt.
Der „Firesidechat“ (eine außerordentlich unnötige „Innovations“-Vokabel, nicht?) mit Frauenministerin Susanne Raab hat mich (und auch ein paar kritische Stimmen im Publikum, immerhin) ziemlich geärgert. Zwar hakte die moderierende Wienerin-Chefredakteurin Barbara Haas immer wieder nach, wenn die Ministerin überhaupt nicht auf die Frage einging oder auf irgendetwas anderes zu sprechen kam, aber mehr als hohle Phrasen („Wir müssen mehr Aufmerksamkeit auf die ungerechte Verteilung von Care-Arbeit lenken!“ als wäre das nicht schon seit ca. 40 Jahren feministischer Konsens) und der Weigerung, sich als Feministin zu bezeichnen, kamen dabei nicht heraus. Und dann war da noch die Mini-Keynote, die ich in diesem Sketchnote festgehalten habe. Mag sein, dass die Consulting-Branche (die wenig überraschend wie viele große andere Corporates als großzügige Sponsoren am Start waren) was mit diesem SPARK (TM!)-Tool anfangen kann, ich kann es jedenfalls nicht.
Schade, dass „Feminismus“ offenbar weiterhin nur ein cooles Label in der Wirtschaft ist und der Weltfrauentag mit einem so eng gefassten Karrierefrauen-Ideal in ziemlich unsolidarischer Weise „gefeiert“ wird.
Warum mich das alles so ärgert?
Erst letzte Woche habe ich meine Bakk-Arbeit zur (Selbst-)Darstellung von Unternehmerinnen (genauer: „#girlboss – Das Self-Branding von Unternehmerinnen auf Instagram) abgegeben und mich darin ausführlich mit der Instrumentalisierung feministischer Positionen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung extrem strenger patriarchaler Weiblichkeitsideale befasst. Und dann geh ich auf ein Event, das sich explizit am Weltfrauentag anlehnt und sehe tausend Beispiele…